Dem Thema Neurodermitis und Ernährung sind ganze Bücher gewidmet. Auch ich habe eine ganze Reihe von Experimenten hinter mir, wie sicherlich kaum ein Neurodermitiker umhin kommt, seinen eigenen Ernährungsweg zu finden.
Ich kann aus meiner derzeit stabilen Situation heraus von Glück reden, dass ich momentan so gut wie alle Nahrungsmittel zu mir nehmen kann, ohne dramatische Folgen befürchten zu müssen. Das war nicht immer so, dazu später mehr.
Heute gibt es nur einige wenige Nahrungsmittel oder Kombinationen aus solchen, die sich auf meiner Haut in Erscheinung bringen. Interessanterweise wird dabei meist die Theorie bestätigt, dass jene Leckereien, an denen die Freude besonders groß ist, auch ihre ganz besonderen Folgen haben.
Ich habe seit jeher ein besonderes Verhältnis zu Nahrungsmitteln. Als Kind eher ein negatives: Ich wurde nicht gestillt und es gab kaum eine Breisorte, die ich bereitwillig zu mir nahm. Auch später quälte ich mich eher durch die Mittagessen, was durch meine Mutter meist sanktioniert wurde. Oft stellte sie einen Wecker auf den Tisch und hielt mich an, aufzuessen bis „der Zeiger hier steht“.
Trotz dieser Erfahrungen bin ich heute ein extrem lustvoller Esser, der dem Essen auch einen entsprechend großen Stellenwert einräumt, was Qualität, Würze und Herkunft anbelangt. Ein Umstand im Übrigen, der mir die Neurodermitis oft zusätzlich als extremes Übel erscheinen ließ, hatte ich doch einen Großteil meiner Jugend mit den wildesten Diäten und regelmäßigen Reformhausbesuchen verbringen müssen. Ein Reformhausbesuch in den 80er und 90er Jahren war im Gegensatz zu den heutigen Entdeckungsreisen in die Biomärkte kein wirkliches Vergnügen, und stellvertretend für so manches kulinarische Elend sind mir all die gescheiterten Carobversuche in Erinnerung, einem Schokoriegel zu ähneln.
Meine erste Diät startete ich nach einem Besuch bei Dr. Flade, die meinen von da an geltenden Speiseplan per kinesiologischem Muskeltest festlegte. Der Plan war erschreckend übersichtlich und die wenigen erlaubten Nahrungsmittel bestanden aus vielen Dingen, deren Namen ich noch nie zuvor gehört hatte. In Folge habe ich viel Zeit damit verbracht, überhaupt Einkaufsquellen aufzutreiben, die Quinoa anboten oder ein reines Roggenbrot ohne Hefe herstellten. Ich muss nochmal betonen, dass zu der damaligen Zeit das Angebot an diesen alternativen Lebensmitteln eher spärlich war. Heute fiele ein solcher Einkauf sehr viel leichter.
Im Laufe meiner Behandlung durch Frau Dr. Flade und später andere Therapeuten reduzierte sich der Speiseplan weiter. Die beinahe als Klassiker zu bezeichnenden Nahrungsmitteltabus wie Weizen, Eier, Zucker, Kuhmilch, Tomate, Zwiebel und Knoblauch waren auch in meinem Fall strengstens verboten, wen wundert es. Übrig blieben weiterhin die Alternativ-Getreidesorten wie Roggen oder Quinoa, als Süßungsmittel Ahornsirup sowie Akazienhonig, als Fleisch lediglich Geflügel, Ziegen- und Schafskäse bzw.-produkte. Sauerrahmbutter von der Kuh hingegen war gestattet (welch Freude). Außer Bananen war kein weiteres Obst erlaubt.
Die Reduzierung des Speiseplans gipfelte später in einer angeordneten Rohkostdiät. Auch hier natürlich nur die rohe Kost der erlaubten Lebensmittel.
Ich kann mich erinnern, dass mir nicht nur der Entzug der teilweise geliebten Nahrungsmittel sehr zu schaffen machte. Weitaus schwerer wog noch die Feststellung, dass mein Verzicht sich in keiner Weise positiv auf den Zustand meiner Haut auswirkte. Ich erlitt in dieser Zeit nicht nur heftigste Schübe, von denen sich meine Haut kaum erholte, sondern auch mehrere sogenannte Superinfektionen.
Als ich eine solche während meiner fast ein Jahr andauernden Rohkostphase durchmachen musste, beschloss ich, wieder zu einem normaleren Speiseplan zurückzukehren.
Dies habe ich im Großen und Ganzen auch bis heute so beibehalten. Wie eingangs schon erwähnt, gibt es nach wie vor Problemnahrung. Die Kombination von Zwiebeln, Knoblauch und Tomate beispielsweise löst stets große Gaumenfreude bei mir aus, ist jedoch auch immer und recht umittelbar mit einem Fieselausbruch zu bezahlen. Legt man jedoch nicht gleich am nächsten Tag eine ähnlich heikle Kombination nach, bleibt der Fieselbesuch auch eher eine Stippvisite.
Kuhmilchprodukte sind durchaus Bestandteil meines Speiseplans, Käse beispielsweise regelmäßig, schon allein, weil ich meine, das Ziegen- und Schafskäserepertoire in- und auswendig zu kennen. Allerdings habe ich mir den regelmäßigen Milchkaffeekonsum abgewöhnt, was zu spürbaren Verbesserungen führte.
Diese Haltung spiegelt meine heutige Ernährung insgesamt – ein möglichst umsichtiger und achtsamer Umgang mit den Lebensmitteln meiner Wahl. Ich habe noch nicht alle für mich persönlich gefährlichen Lebensmittel ausfindig gemacht, und auch nicht herausgefunden, ob tatsächlich in erster Linie die klassischen Neurodermitikertabus bei mir greifen, und was es genau ist, was mein Körper ablehnt.
Manchmal allerdings will ich es gar nicht so genau wissen. Denn für ein gutes Essen nehme ich es auch schonmal mit den Fieseln auf.
Oh tiff, ich kann Dich so gut verstehen! Aber früher wusste man es einfach nicht besser. Ich kompensiere immer noch die Schokolade, die man mir als Kind verboten hat. 😀
Wenn ich dir mal einen Tipp geben darf: Zwiebeln und Knoblauch enthalten viel Schwefel, deswegen gelten sie als gesund. Zuviel von einem (z.B. Zwiebelsuppe oder Knoblauchsoße) und ich hänge wie ein Schluck Wasser in der Kurve. (bin allergisch/unverträglich). Tomaten sind allergen, weil sie viel Histamin enthalten, das ist der Stoff, der im Körper die allergischen Reaktionen auslöst; also für mein Verständnis so etwas wie ein Allergiereaktionsbooster. Vielleicht hast Du einen Toleranzbereich? Vielleicht wäre es ein Versuch wert, die Tomatensoße mit der Hälfte an Zwiebeln und Knoblauch zu machen. Oder auf Flocken und Pulver auszuweichen. Irgendwas gutes müssen die Fertigsachen im Supermarkt doch haben, oder? 😉
Ach ja, noch was vergessen: Ich habe aufgeschnappt, dass der Körper eine Allergie/Unverträglichkeit „vergessen“ kann, wenn er längere Zeit (= Jahre) nicht mit dem Allergen in Berührung gekommen ist. Vielleicht ist das der Grund, warum Du als Kind so essen musstest und heute als Erwachsene die Dinge weitestgehend verträgst. *just a thought*
Was ist ein Fiesel? Ist das ein fieses Wiesel? 😀
LG, Najima